Zugspitz Ultratrail am 18. Juni 2016
Youngster Marcel Schmid läuft erfolgreich über 100 km
Marcel Schmid lief erfolgreich am vergangenen Wochenende den Zugspitz Ultratrail mit einer Distanz von 101,6 km mit über 5.412 Höhenmeter. Er war einer von 2.500 Athleten und Athletinnen aus 50 Nationen. Dies war bereits sein zweiter Ultralauf in diesem Jahr, nachdem er bereits schon Ende April in Innsbruck über 86,6 km unterwegs war. Seine dort gesammelten Erfahrungen konnte er erfolgreich beim Zugspitztrail umsetzen und benötigte für die anspruchsvolle Strecke eine Laufzeit von 17:56:34 Stunden und belegte einen ausgezeichneten 65. Platz in seiner Altersklasse. In der Gesamtwertung war dies Platz 105.
Wir, die LSG und seine Teamkameraden, gratulieren Marcel zu seiner außergewöhnlichen Leistung. Wir sind stolz auf dich!!!!!!
Laufbericht von Marcel Schmid: (es lohnt ihn zu lesen!!!)
Es ist immer schwierig so ein großes Ereignis zu verarbeiten. Aber jetzt, als ich so langsam realisiere, was ich da überhaupt gemacht habe, versuche ich ein paar von vielen wunderschönen Eindrücken, Bildern und Erfahrungen in Worte zu fassen.
Mein Abenteuer beginnt am Freitag, als wir uns auf den Weg nach Grainau, in das Zugspitzdorf, machten. Das erste Mal in dieser Woche wurden wir von der Sonne begleitet. Auch auf der ganzen Fahrt am Bodensee vorbei und durch das Allgäu hatten wir einen traumhaften Blick auf das gut sichtbare Alpenpanorama. Die Hoffnung doch noch ein schönes Laufwetter zu bekommen wuchs.
Endlich in Grainau angekommen bezogen wir unsere Zimmer der schönen Ferienwohnung, die ich nur empfehlen kann. Daraufhin begaben wir uns zur Registration um unsere Startunterlagen zu holen. Zusätzlich gab es eine Tasche und kleine Partnergeschenke. Bei der Pastaparty im Startbereich mit anschließendem Streckenbriefing um 19:00 Uhr versammelte sich eine große Familie von 2.500 verrückten Trailrunnern aus 50 Nationen. Die Zeichen auf gutes Wetter standen zu diesem Zeitpunkt dann doch nicht mehr so gut. Es gewitterte und schüttete aus Kübeln, doch die Voraussagen standen eigentlich ganz gut für den kommenden Tag. Bis auf die Nacht sollte es schön werden. Bei Gewitter würde natürlich sofort abgebrochen. Die Strecke wurde erläutert und die gefährlichsten Passagen genannt.
Gestärkt und motiviert gingen wir um ca. neun Uhr wieder in die Ferienwohnung und checkten nochmals die Ausrüstung bzw. unterhielten uns über unsere Ziele und Pläne für das Rennen.
Am nächsten Tag eröffneten wir den Tag mit einem kleinen Frühstück, legten unsere Ausrüstung an und gingen zum Start. Der Organisator, Plan B des Wettbewerbs, kontrollierte die Ausrüstung jedes einzelnen Läufers. Zur Plichtausrüstung gehörten Regenjacke, lange Kleidung, Rucksack, Erste-Hilfe-Set und genug zu trinken. Außerdem wurden Stöcke unbedingt empfohlen und wie ich schonmal anmerken muss, zurecht. Mehr dazu später.
Um 7:00 Uhr war Startaufstellung. Das Wetter wurde nochmals geschildert. Bis wir dann endlich auf die 101,6 Kilometer lange und über 5.400 Höhenmeter Ultradistanz losgelassen wurden. Mein Plan war es solange wie Möglich bei Lars Schweizer mitzuhalten. Er hatte sich dagegen das Ziel gesetzt um die 14 Stunden zu laufen. Zu zweit flogen wir nur so über die Trails. Die ersten kleineren Anstiege auf knapp 1.500 m NN. waren schnell bewältigt. Das Wetter spielte wie vorhergesagt mit. Die Kilometerzahl ging schnell hoch und wir waren sehr gut in der Zeit.
Bis der erste Monsteranstieg von circa 1.000 Meter gemeistert werden musste. Wir gingen über eine Skipiste mit einer Steigung ähnlich des Red Bulls 400 (Schanzenlauf) langsam auf den höchsten Punkt des Wettbewerbs von 2.206 Meter. Auf dieser Höhe bin ich es normal nicht gewöhnt zu laufen und so wurde mir leicht schwindelig. Aber es lohnte sich, es war ruhig und man sah nichts außer die Hänge der umliegenden Berge. Für einen Moment genossen wir den Spirit dieser Veranstaltung und bündelten unsere Energie für den kommenden schwierigen Abstieg zur nächsten Verpflegung.
Diese Passage wurde extra von Plan B angekündigt vorsichtig zu laufen. Sie behielten Recht. Technisch wurde von uns im Schneefeld am meisten abverlangt, aber auch die nachfolgenden Trails waren extrem anstrengenden. Und nur mit unseren Stöcken leichter zu laufen.
Jedoch, fast unten angekommen, war ich für einen Moment unkonzentriert. Ich knickte mit dem linken Fuß um, während ich über einen Felsen springen wollte. Dabei stürzte ich hart auf den Boden. Aber irgendwie schaffte ich es noch mich abzurollen. Zum Glück verletzte ich mich nicht schlimmer, nur meine Schulter war ein wenig lediert und der Ellenbogen blutig. Lars hatte mich zu der Zeit 100 Meter abgehängt. Und so trafen wir uns ein Kilometer später an der vierten (Hämmermoosalm) von Zehn gut organisierten Verpflegungsstationen. Zu der Zeit dachte ich nicht, dass das Rennen für mich so abrupt enden könnte. Ich teilte Lars mit, dass er alleine weiter laufen solle. Ich hatte Schmerzen und mir war das Tempo zu schnell geworden. Frustriert von meinem Zustand machte ich mich an dem immerhin großen Buffet der Station her. Alles was ich finden konnte stopfte ich in mich hinein. Wassermelone, Orangen, Salzstängle, Nüsse, Riegel und Kuchen.
Einigermaßen befriedigt lief ich langsam im Rhythmus eines Langläufers mit meinen Stöcken weiter. Der Schmerz verflog nach und nach als ich den nächsten Aufstieg von knapp 400 Höhenmeter auf das Scharnitzjoch bewältigte. Ich schöpfte wieder neuen Mut und kämpfte mich zur Wechselstelle bei Kilometer 54.
Leider musste ich dort eine längere Pause einlegen. Ich zog mein langes Longsleeve aus, verarztete mein Zeh mit Blasenpflastern und zog meine Gamaschen an. Zugleich kontrollierte die Medical Crew, ob ich noch Lauftüchtig bin. Danach erstmal ein Riegel. Schließlich wusste ich, dass ich jetzt Zehn Kilometer ballern könne. Klingt schnell, aber ich war froh als ich die flache Strecke noch im 5:30- 6:00 Schnitt laufen konnte um mal paar einfache Kilometer zu machen.
Die nächsten Kilometer bis 70 waren eher unspektakulär. Das Wetter aber heiß, sonnig bei gefühlten 25 Grad. Erwähnenswert wäre vielleicht noch der wunderschöne Ferchensee in dem sich der blaue Himmel spiegelte. Aber im Wettersteingebirge bildeten sich schon die ersten Quellwolken.
So langsam kam ich in Zielnähe, auf meinem Weg dort hin traf ich Klaus aus Niedersachsen einen Altbekannten wieder, dem ich schon so manches mal begegnete. Auch er berichtete er habe leichte Probleme mit der Höhe. Komisch, da er im August 100 Meilen über die Alpen laufen möchte. Aber er, ich und sein Kollege machten uns schließlich zusammen auf den Weg. Als es schon dämmerte erreichten wir den letzten Anstieg. Und es begann erst schwach und dann immer stärker zu regnen. Der Pfad hoch auf 1.600 Meter vom Tal aus 600 Höhenmeter wurde immer mehr zum Bach und sehr schlammig. Als wir endlich gefühlt nach einer halben Ewigkeit endlich oben waren, war es dunkel. Wir verbrachten viel Zeit an der Station. Unterhielten uns, aßen leckere Nudelsuppe und wärmten uns im Zelt auf. Es schüttete wie am Vorabend. Und durch Zufall traf ich auch Lars wieder. Er dachte ich sei ausgestiegen und war froh, dass es doch nicht so war.
Allerdings war er schon auf der Bergstation Alpspitzbahn auf 2.029 Meter gewesen und hatte damit ein Vorsprung von gut 1 1/2 Stunden.
Nun traten auch wir im Dauerregen diesen letzten langen Anstieg an. Ich kam in einen guten Rhythmus und wärmte mich schnell auf. Oben angekommen zog ich alles an was ich hatte. Die Temperaturen waren dort oben mittlerweile auf unter Null Grad abgesunken. Aber das Ziel Grainau lag in Sichtweite. Jetzt waren es nur noch 10 Kilometer. Aber leider auch 1.300 negative Höhenmeter am Stück und ich hatte Blasen unter den Füßen, die Steine waren spitz und ich hatte große Schmerzen. Aber meine beiden Freunde ermutigten mich nicht aufzugeben und so liefen wir den gefährlichsten Abschnitt hinunter. Er war komplett ausgespült und matschig. Jeder der hier lang lief ist mindestens einmal gefallen oder es wäre wenigstens beinahe passiert. Berichten zufolge brachen sich einige Arme und/oder Beine oder hatten offene Wunden. Wir kamen ohne Verletzungen durch.
Das Schild One-Kilometer-to-go war unten in Grainau und wir hatten genau 100 Kilometer hinter uns. Ich freute mich und begann fast vor Freude zu weinen.
Wir liefen nebeneinander nach 17:56 Stunden ins Ziel ein. Ich als 105 gesamt. Wir waren Überglücklich dieses Monster bezwungen zu haben und tranken anschließend Bier zusammen, resümierten und verabschiedeten uns in dem Wissen, dass Läufer sich immer wieder über den Weg laufen. Am meisten freute ich mich jetzt auf die warme Dusche und mein Bett. Die Nacht war leider schmerzhaft. Aber ich war froh diese Schlacht gegen meinen eigenen Schweinehund gewonnen zu haben.
Anzumerken ist noch, dass die DnF-Quote (Did not Finish) bei 41 % lag. Natürlich auch dem Wetter geschuldet. Das Monster hatte am Ende über 6.000 Höhenmeter und es regnete die ganze Nacht. Am Ende erreichten von 600 Männern auf der Ultradistanz 350 und von über 100 Frauen 30 das Ziel. Die Siegerzeit betrug 11:43h.
Zusammengefasst ist das ein sehr professionell durchorganisierter Wettbewerb. Der größte Ultramarathon Deutschlands verdient zurecht seinen Namen. Und es ist ein Komfortpaket geboten. Aber tatsächlich ist dieser Lauf nur zu empfehlen wenn man mit extremen Wetterbedingungen zurechtkommt, wovor auch Plan B eindrücklich warnt. Technisch war der Lauf nur durch das schlechte Wetter schwer. Außerdem werden weitere Bewerbe/Strecken angeboten, bis hin zum Basetrail mit machbaren 25 km für Traileinsteiger.
Dieser Lauf diente für mich persönlich als Test für den Gore-Tex Transalpine Run im September. Nun fühl ich mich bestärkt darin zu wissen, dass ich auch diese Herausforderung schaffen werde.