35. Intern. 100 km Lauf von Grünheide/Störitz am 28. März 2015
Thore und Dietmar Göbel erreichen Podestplatz beim Ultramarathon
Thore und Dietmar Göbel starteten am Samstag, den 28. März 2015 in Grünheide beim ältesten 100 km Lauf Deutschlands. Dabei erzielten beide Läufer ausgezeichnete Zeiten, vor allem wenn man bedenkt, daß Thore gerade einmal 16 1/2 Jahre alt ist. In Begleitung seines Vaters erreichten beide das Ziel nach 100 km (!!!!) in einer Zeit von 9:32:51 Stunden. (!!!!) Damit sicherte sich Thore den 1. Platz in der Altersklasse U 18 und den 6. Gesamtplatz. Dietmar konnte ebenfalls einen Podestplatz feiern und wurde in der Altersklasse M 50 Dritter. Er wurde in der Gesamtwertung mit Platz 7 gewertet. Beiden Läufern zollen wir den allergrößten Respekt, zumal Thore wie schon erwähnt erst 16 Jahre alt ist und die Ausfallquote bei diesem Lauf bei ca. 30 % liegt.
Glückwunsch!!
Einen sehr interessanten Laufbericht von Dietmar Göbel findet Ihr im Anschluß. Viel Spaß beim Lesen. Eins können wir jetzt schon verraten, das Lesen lohnt sich.
Laufbericht 35. Internationaler 100 km Lauf von Grünheide/Störitz am 28.3.2015
Schnellinfo:
Thore Göbel: 1. Platz U 18 in 9:32:51 Stunden, Gesamtplatz 6
Dietmar Göbel: 3. Platz M 50 in 9:32:51 Stunden, Gesamtplatz 7
Ausfallquote bei dem Lauf 30 %.
Sieger: Marc Cornelius Jaehnicke, Deutschland, M 40; 7:58:23 Stunden
Siegerin: Mette Brink, Dänemark; W 50; 10:49:35 Stunden
Bericht:
Grünheide, etwas östlich von Berlin gelegen, ist der älteste deutsche 100 km Lauf und somit in
Deutschland „Kult“, auch wenn die Teilnehmerzahlen massiv rückläufig sind. Während zu DDR Zeiten sich hunderte von Läufern tummelten sind es heute auf der 100 km Strecke rund 50. Hinzu kommen 50 km Läufer und wer will auch Staffel, was aber nicht angenommen wurde. Gleichzeitig fand dieses Jahr ein 10 km Lauf des Brandenburgcups statt, der aber weitest gehend nur im Start-Zielbereich mit den anderen Läufern in Berührung kommt (separate Strecke).
Die Unterbringung kann direkt und kostengünstig an der Strecke erfolgen: Jugendhäuser mit freundlicher Atmosphäre und für meine Generation (=Dietmar) klassisches Jugendherbergsniveau, was für Thore und mich ausreichend war.
Die Strecke: 20 x eine 5 km Runde die ca. 3,5 km Asphalt und 1,5 km Waldboden enthält; auf letzterem wurde liebevoll jede Wurzel markiert! An Start und Ziel die Verpflegungsstelle mit Wasser, Cola, Tee, Bananen, Äpfel, Haferschleim (Wer´s mag!), etc. und Tische für Eigenverpflegung. Bei Kilometer 2,5 nochmals eine Wasserstelle.
Aber warum rund 800 km pro Strecke fahren, wenn Biel oder andere Läufe näher liegen. Nun in Deutschland ist die Jugend wohl „degenerierter“ oder man traut der „Elterlichen Verantwortung“ nichts zu. Während in Österreich und der Schweiz Marathonläufe ohne weiteres ab 16 Jahren möglich sind, sind solche Veranstaltungen in Deutschland absolute Ausnahmen. In Biel die 100 km, wo immerhin gegen die biologische Uhr und doch oft sehr unebenem Untergrund (z.B. Emmedamm) gelaufen wird, sind 16-Jährige kein Problem. Fragt sich überhaupt, wie man einen Jugendlichen der nicht will, über mehr als 1000 m im Stadion treibt oder eben gar Marathon-Plus???? Das heißt: Entweder derjenige will, oder nicht. Wenn er dann gesund ist: Auf geht es! (Anmerkung: Es bleibt im Jahr 2015 ernsthaft Diskussionswürdig, ob die Langstrecke nicht natürlicher und gesünder ist als ein Sprint von 100 bis 400 m!)
Thore und ich suchten somit eine Lauf und dieser „Kultlauf“ erschien uns richtig (außerdem kannte ich ihn von der DM 2007):
a) Wenn was nicht stimmt – von Puli bis Schuhe -: Austausch nach 5 km.
b) Eigenverpflegung alle 5 km möglich; von Gummibärchen bis …… => In Biel: Soviel kann Dietmar nicht tragen!
c) Wenn es regnet: Wechselsachen nach 5 km!
d) Dietmar kennt die „Szene“ auch im Osten und wusste, der Lauf wird übersichtlich und Thore als „Küken“ mit betreut. Das heißt man sieht sich auch auf den Runden immer wieder und es werden von mir und den anderen kurze Geschichten ausgetauscht, die ablenken.
e) Wenn wir aussteigen müssten: Dusche/Quartier sofort da. Kein Stunden langer Shuttelbus.
Also los!!
Freitag nach der Praxis bzw. Schule durch viele Staus hoch, 22:00 Uhr Jugendherbergseltern raus geklingelt – trotzdem freundlich empfangen – und schnell noch bis 5:30 Uhr schlafen.
Um 6:30 Uhr dann nach leichtem Frühstück bei ca. 8°C an den Start. Ultraläufer laufen ja langsamer und müssen nicht 3 Stunden vor dem Start essen. Großes „Hallo“ und an Thore von einem „Ultraurgestein:“ Langsam auf den ersten 50 km, nicht überziehen.“ Und so drehten wir unsere Runden. Nach allen 5 km etwas essen und trinken, Thore zudem in jeder Rundehälfte. Um es kurz zu machen: Marathon in 3:52 Stunden, 50 km in 4:37 Stunden und die zweiten 50 km auch unter 5 Stunden (= 4:55 Stunden). Ich glaube wir waren außer den drei Gesamtsiegern, die einzigsten, die nur am Verpflegungsstand oder am Toi eine Pause machten; sonst durchliefen. Was übrigens von Runde zu Runde mehr „Fans“ von Thore ergab. Rundenzeiten –inklusive o.g. Essens und Toi-Pausen – zwischen 26:50 min und 30:19 min sprechen eine deutliche Sprache und man wusste, wenn die beiden Schwarzwälder kommen, ist eine halbe Stunde um.
Ich selbst wusste zwar, das Thore im Marathon aktuell für 3:15 Stunden gut wäre, was im 100 km Lauf rechnerisch eine Zeit von 9:45 Stunden ergeben würde, aber der Plan war durchkommen in 10:30 Stunden, alles andere ist Kür.
Das Wetterglück war aber auf unserer Seite und die „mentale Fähigkeit“ Geduld zu üben auf Thores: Wer schon mal 100 km gelaufen hat: Zwischen 60 und 85 km werde selbst ich immer „ungeduldig.“
Letztlich kamen wir gemeinsam in 9:32:51 Stunden an und belegten hiermit Gesamtrang 6 und 7!, Thore siegte natürlich in der Altersklasse und dürfte mit 16,5 Jahren sicher in Deutschland einer der Jüngsten- wahrscheinlich der Jüngste! – „100-er“ sein.
Wer nun meint: Auf nach Grünheide, dort ist es leicht: Vorsicht!! Eine Ausfallquote von 30 % ist deutlich, und derjenige sollte sich einmal die Quote von Biel ansehen. Und: In Biel ist es eine große Runde; die Versuchung auszusteigen also sicherlich kaum vorhanden. Aber alle 5 km am Ziel zu sein und noch x-Runden vor sich zu haben, machen es nicht leichter. Dann noch früh im Jahr…….
Bei der Siegerehrung „Standing ovations“ für Thore und für ihn das Gefühl: Ich habe mir etwas vorgenommen, gut trainiert, nie überpaced und Dietmar zum Mitläufer „degradiert“ , nicht zum Helfer.
Zusammenfassend: Wer Zeit hat, im März schon fit ist, auch die Gefahr von schlechtem Wetter nicht scheut und mental 20 Runden schafft Berlin ist eine Reise wert.